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Film Event / Filmforum Museum Ludwig / Cologne (29. – 30.06. 2013)

 

RETROSPECTIVE MIKHAIL KALATOZOV 1903 –1973 / FOUR MASTERPIECES OF THE SOVIET FILM

 

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Mikhail Kalatozov (Georgian: Kalatozishvili) was born on 28 December 1903 in Tbilisi, Georgia. Kalatozov had worked in Goskinprom (the national film production studios in Georgia) as editor, cameraman and director since 1923. In 1934-1935 he was a director of Goskinprom film studio. In 1931–1934 he was a student of Leningrad Academy of Art History. He had been a director at Lenfilm Studio since 1937 and at Mosfilm studio – since 1943. In 1946 –1948 he was a head of the Soviet Film Production Chief Committee, in 1946 –1948 deputy minister of cinematography of Soviet Union. Mikhail Kalatozov was awarded the rank of People's Artist of the Soviet Union (1969) and the Stalin Premium (1951). No one managed to break his record in the history of Soviet cinema – a film by him THE CRANES ARE FLYING is the only Soviet film awarded grand prix of the Cannes Film Festival (1958). By the filmmakers opinion, poll of 2005, THE CRANES ARE FLYING is the best Soviet film of all times.

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Michail Kalatosow (georgisch: Micheil Kalatozishvili) wurde am 28. Dezember 1903 in Tbilissi, Georgien geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, war Schauspieler, Cutter, Kameramann und zu Beginn seiner Karriere drehte er Dokumentarfilme. Nach seinem Meisterwerk DAS SALZ SWANETIENS (1930) verließ Kalatosow Georgien und wanderte nach Russland aus. Seine Propagandafilme retteten ihm nicht nur vor der Verbannung nach Sibirien, sondern machten ihn überdies zum stellvertretenden Minister der sowjetischen Kinoindustrie (1946 –1948). Mit seiner poetischen Ballade DIE KRANICHE ZIEHEN von 1957, gelang es Kalatosow dem sowjetischen Film in der ganzen Welt sein Ansehen wiederzugeben: 1958 erhielt der Film in Cannes die „Goldenen Palme“. Die Retrospektive wurde chronologisch aufgebaut und präsentierte vier Filme, die Michail Kalatosow im Laufe seiner umstrittenen Schaffenszeit vollendete.

FILM SERIES:

 

JIM SHVANTE / Sol Swanetien / Salt for Svaneti, documentary, UDSSR /Georgia, 1930, 35mm, 60 min, b/w

Film on youtube

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At the point where the big and small mountain ranges of the Caucasus meet, we find Upper Svaneti, a land that has preserved its traditional tribal way of life even in the 20th century. At the very foot of these mountains lies the village of Ushguli, which remains blanketed with snow for eight months of the year. (…)The new Svan Bolsheviks temper nature not by the old rules, for a pint of salt, but by the promise of better life down the road that is being laid through the Caucasus mountains for the very first time; a road that will link the old ways of the Svans to a new future in a bigger world” Valery Bosenko, Salt for Svaneti, synopsis (Excerpt).

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Der Film ist ein ethnographischer Bericht über die isolierte Bergregion Swanetien im Kaukasus. In seinem schönen, herben und mitunter grausamen Werk, lässt uns Kalatosow eine archaische Gesellschaft betrachten und tut dies mittels Montage und visuell betonter Filmsprache, den klassischen Mitteln der sowjetischen Filmkunst. Die Bildspannung erwächst aus dem Kontrast zwischen den grandiosen Aufnahmen der kaukasischen Bergnatur und den durch Armut und Aberglauben gekennzeichneten Dorfbewohnern. Die Thematik über den Sinn des Lebens widersprach in diesem Film den Dogmen des sozialistischen Realismus.

LETJAT ZHURAVLI / Die Kraniche ziehen / The Cranes Are Flying, feature film / UDSSR ,1957, 35mm, 90 min, b/w

Trailer on youtube

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“The difference between The Cranes and all the films that preceded it is that it does not depict war on a grand scale, but rather in more intimate way. There is only one episode set on the front line. Everything else happens off the battlefield. And the heroine does not look heroic. It is the time that is heroic – the love, the honesty and the loyalty that are heroic. This film is truly cinematic; its language is the language of cinema” Rostislav Urenev, Loyalty, 1957 (Excerpt)

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Der Film überraschte nicht nur durch seine Form, eine bewegte, unkonventionelle Kamera, die an die expressive Bildsprache des sowjetischen Stummfilms erinnerte, sondern auch durch seine Geschichte. Der Film zeigt das Schicksal des Liebespaares Veronika und Boris, deren Heiratspläne der zweite Weltkrieg zunichte macht. Für die Sowjetunion war es etwas Neues, beim Thema Krieg das persönliche Leid anstatt des heldenhaften Kampfes für das sozialistische Vaterland in den Mittelpunkt zu stellen. 

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“Visually Staggering… A newly discovered classic! Deliriously choreographed… I AM CUBA is one gorgeous image after another. Astounding… Incredible!” Dennis Harvey, Variety

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Der Film beschreibt die Zeit in einer phänomenalen Bildsprache, in atemberaubenden Kamerabewegungen und einer Montage, die aus dem Vollen der sowjetischen Filmkunst schöpft. Der legendäre Klassiker wurde in den 90er Jahren von Scorsese und Coppola wiederentdeckt. 

KRASNAYA PALATKA /Tenda rossa / The Red Tent / feature film, UDSSR / Italy, 1970, 35mm, 120 min, colour

Love scene with Claudia Cardinale and Edward Martsevich  (2:14 min) / Composer: Alexander Zatsepin / Ennio Morricone (international version)  

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We, Claudia Cardinale and I, are riding reindeer, bathing in the snow, embracing each other, flying down an icy mountain. And then comes the second take – we´re soaring, rolling, filling … It is impossible to continue shooting. “We´ll do close-ups,” Kalatozov decides. They pick me up and lay me on the snow. Suddenly, Valeria (Cardinale) falls on me and I am kissing her quickly and continuously. Abruptly Claudia stops the shooting and addresses Kalatozov:”Does he have to kiss me?“ Kalatozov is somewhat embarrassed: „Kissing is not stipulated in the contract.“ Edward Martsevich, (excerpt from memories / Mikhail Kalatozov, edited by Anna Kalatozishvili)

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Die Filmgeschichte basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 1928: Der tragische Absturz des Luftschiffs „Italia“ am Nordpol. Doch die Überlebenden können sich in ein Zelt retten, welches sie rot anstreichen, um vielleicht doch entdeckt zu werden. Das Drama in der Eiswelt dauerte 109 Tage. In seiner Erinnerung lässt der bekannte italienische Konstrukteur, General Umberto Nobile, die dramatischen Ereignisse wieder aufleben und löst das Rätsel seiner verunglückten Expedition. Ein mitreißender Abenteuerfilm mit internationaler Starbesetzung (Sean Connery, Peter Finch, Claudia Cardinale, Hardy Krüger, Massimo Girotti, Mario Adorf) und außergewöhnlichem technischem Aufwand.

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FILMRETROSPEKTIVE MICHAIL KALATOSOW

Vier Meisterwerke des sowjetischen Films

 

Recherchiert man das Wirken eines sowjetischen Filmregisseurs, stößt man auf etwas, das man als „Paradigmatische Tragik“ bezeichnen könnte: der nach Freiheit dürstende Künstler und sein ambivalentes Verhalten in der Diktatur, um als solcher und als Mensch zu überleben. Ein großes Talent, mit großer Überzeugungskraft und einer intelligenten Form von Anpassungsfähigkeit – das ist eine Mischung, die sicher auch auf Michail Kalatosow zutrifft. Dennoch ist der Fall Kalatosow ein ganz besonderer. Interessant an Kalatosows Filmschaffen, das im Ausland nur echten Kennern bekannt war, ist vor allem das innovative Potential. Auf viele Filmschaffende, wie etwa Michael Ballhaus, hat er vielleicht sogar entscheidenden Einfluss ausgeübt.

 

Michail Kalatosow (georgisch: Micheil Kalatosischwili) wurde am 28. Dezember 1903 in Tbilissi (Tiflis), Georgien geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, war Schauspieler, Cutter, Kameramann und zu Beginn seiner Karriere drehte er Dokumentarfilme. Nach seinem Meisterwerk DAS SALZ SWANETIENS (1930) warfen die sowjetischen Behörden ihm vor, im Widerspruch zur Staatsideologie zu stehen. Kalatosow durfte acht Jahre lang keine Filme mehr drehen und beschränkte sich auf Verwaltungsaufgaben in der georgischen Filmindustrie.

 

1936 wurde er für „Formalismus“ angeklagt und verhaftet. Letztendlich rettete der Regisseur sich selbst, verließ Georgien und wanderte nach Russland aus. 1939 wurde Kalatosow für eine kurze Zeit sowjetischer Filmattaché in Los Angeles. In den 1940er Jahren findet man seinen Namen neben Stalin. Seine Propagandafilme retteten Kalatosow nicht nur vor der Verbannung nach Sibirien, sondern machten ihn überdies zum stellvertretenden Minister der sowjetischen Kinoindustrie (1946 – 1948).

 

Mit seiner poetischen Ballade DIE KRANICHE ZIEHEN von 1957, gelang es Kalatosow dem sowjetischen Film in der ganzen Welt sein Ansehen wiederzugeben. DIE KRANICHE ZIEHEN wurde einer der größten Kinoerfolge im Westen: 1958 erhielt der Film in Cannes die „Goldenen Palme“, die  Kalatosow nicht persönlich entgegennehmen durfte. Sartre, Picasso, Chaplin, Fellini und Kurosawa hielten ihn für einen der bedeutendsten Filmschaffenden. Aber er wurde nie in einem Zug mit Eisenstein, Dowschenko oder Pudowkin genannt.

 

1963 äußerte Kalatosow den Wunsch, einen Film über die Revolution in Kuba zu drehen. Der Kreml hatte keinerlei Einwände. Das Filmteam wurde in Kuba sogar auf höchster Ebene empfangen. Sowohl die sowjetische, als auch die kubanische Regierung erhofften sich, dass der Cannes-Festival Preisträger einen antiamerikanischen Film drehen würde. Aber Kalatosow drehte alles andere als einen antiamerikanischen Film. Bei der Premierenfeier von ICH BIN KUBA verließen die Vertreter des Staatsapparats den Saal. Der Film, der ästhetisch ganz in der Tradition des großen sowjetischen Revolutionskinos eines Eisenstein oder Pudowkin steht, landete kurze Zeit später im Moskauer Filmarchiv. In seinem letzten Lebensabschnitt produzierte Kalatosow DAS ROTE ZELT, einen aufwändigen Abenteuerfilm. Michail Kalatosow starb am 27.März 1973 in Moskau.

 

Svaneti, part of installation

Publication: Mikhail Kalatozov, edited by Anna Kalatozishvili, granddaughter of Mikhail Kalatozov, 2012

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