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Während der Sowjetzeit wurde die Idee der Freundschaft zwischen den „Bruderrepubliken“ nicht nur als zwischenmenschliche Beziehung betrachtet, sondern auch als ideologische Grundlage. Die marxistische Theorie verstand Kameradschaft und Brüderlichkeit als zentrale Werte, die durch das sowjetische Propagandasystem geformt und reguliert wurden. Dadurch erhielt das Konzept der Freundschaft eine spezifische Form und Bedeutung, die über individuelle Beziehungen hinausging.

Dieses Projekt untersucht das Monument der Freundschaft der Jugend der Transkaukasischen Republiken, das 1981 an der Roten Brücke an der georgisch-aserbaidschanischen Grenze errichtet wurde. Die Ausstellungs-Szenografie intendiert eine Verbindung von Erinnern und Vergessen und betont die Rolle und den Wert von Privatarchiven – einer Zeit, die an Papier haftet. Das Archiv wird durch ein Videointerview mit dem Bildhauer und Architekten, eine VR-Version des Denkmals, KI-generierte Fotos und ein 3D-Modell erweitert. Das Projekt wurde von einer interdisziplinären Gruppe aus Armenien, Georgien und Aserbaidschan realisiert. 

Mit der Beleuchtung der Vergangenheit wird ein indirekter Bogen geschaffen zu einer kritischen Hinterfragung der Diskurse und Praktiken der Friedensarbeit im Südkaukasus der letzten Jahrzehnte: Gab es je eine wirkliche Emanzipation von sowjetischen Praktiken des Zusammentreffens und des Austausches, und was bedeutet der Begriff der Freundschaft in diesem Zusammenhang heute? Welche Bedeutung hat die Existenz eines Ortes, der speziell für diesen Austausch geschaffen wurde? ​​​​